Am Tag zuvor hatte man mal so rumgeschaut, im Internet. Auf Google war man gegangen und hatte einfach mal so aus Spaß „Reise“ eingegeben. Anzeigen von Google Adwords waren aufgetaucht, sofort waren einige Websites an den ersten Stellen der Suchergebnisse bei Google mit fantastischen Reisezielen und dazugehörigen, echt guten Preisen. Nicht mehr 2000 € pro Person für einen Hinflug zu einem Ort auf dem amerikanischen Kontinent. Nein, nur noch einige hundert Euro sind es, die einen von diesen paradiesischen Ländern trennen. Einige hundert Euro nur noch. Und deswegen dachte ich mir, dass ich mir das jetzt verdient hätte.

Wochenlang hatte ich gearbeitet und Überstunden gemacht, nur, um dann gekündigt zu werden. Gott sei Dank habe ich aber einiges an finanziellen Mitteln von meinen Großeltern geerbt, Gott sei Dank bin ich auf dieser Seite abgesichert. Also kann ich mir diese zwei Wochen Auszeit jetzt auch nehmen. Ich buchte meine gewählten Flüge und das passende Hotel, packte meinen Louis Vuitton Murakami Koffer und nahm nur meine beste Kleidung mit. So konnte ich auf jeden Fall den Urlaub absolut genießen. Jetzt stehe ich hier am Flughafen, das Flugticket im neuen Smartphone, das ich mir vor Kurzem noch gegönnt hatte und warte darauf, den Sicherheitscheck durchlaufen zu dürfen.

Eine Landkarte von Kuba
Bild von WikimediaImages auf Pixabay

Ab geht´s Richtung Kuba

Naja, ich rufe meinen Boardingpass auf und gehe Richtung Sicherheitscheck. Natürlich ist am Frankfurter Flughafen wieder jede Menge los, ich stelle mich also in die vier bis fünf Kilometer lange Schlange und beobachte die Leute. Drei Kinder drehen sich lachend im Kreis, auch wenn die daneben stehenden Eltern kurz vorm Burnout sind. Hinten links liegt ein Typ und übergibt sich gerade in einen Mülleimer. Könnte ein ehemaliger Kollege sein. Unwichtig, den Haufen bin ich eh los. Jetzt gehts nach Kuba!

Ich lasse meinen Blick weiter schweifen. Ein etwa vierjähriges Mädchen untersucht gerade ähnlich wie Galileo die Schwerkraft und lässt in einem, natürlich akribisch dokumentierten, Versuch, den Kaffeebecher von Papa mit einem lauten, vergnügten Schrei auf den Boden plumpsen, woraufhin sie erschrocken feststellt, dass ihre Mama diese komische braune Brühe gar nicht so gerne auf ihren weißen Balenciaga Triple S hat. Gott sei Dank ist das nicht mein Problem.

Ein Schild auf dem Flughafen was den Weg zum Check-in zeigt
Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay

Noch zwei Menschen vor mir. Da ich durchaus schon mal geflogen bin, ziehe ich kaltschnäuzig den Gürtel aus, bevor ich den Security Beamten ganz verblüfft fragen muss, ob ich denn wirklich alle Gegenstände mit Metall ausziehen muss. Besonders sympathisch erscheinen einem doch die, die vier bis fünf Mal beteuern, dass es doch „nur Wasser“ sei und man ja nicht direkt das Flugzeug in die Luft jagen wolle. Herrlich diese „Menschen“.

Als ich endlich durch den Check bin, beschließe ich die restlichen zehn Minuten bis zum Boarding damit zu verbringen, die Genies zu beobachten, die im Duty-Free erstmal einen Lebensvorrat an Parfüm mitnehmen, weil es ja so viel billiger ist. Kennt ihr das Internet? Naja.

Eigentlich ist das ja auch alles egal, ich kann mich genauso gut auf den bevorstehenden Urlaub freuen.

Endlich in Kuba angekommen

Und nur 15 Stunden später beginnt der tatsächlich dann auch. Der Flug war ruckelig, die Landung mehr schlecht als recht, aber am Ende bin ich einfach froh hier sein zu dürfen. In einem Land, in dem auf der Straße getanzt, gegessen und gesungen wird, als wäre das Leben nichts als schön. In einem Land, in dem das Meer ganzjährig türkis-blau darauf wartet von einem besprungen zu werden. Was natürlich nicht im sexuellen Sinne gemeint ist.

Und in einem Land, das von Lebensfreude trotz teils bitterer Armut beherrscht wird.

Auch wenn ich fliegen hasse, man lässt sich ab der Landung augenblicklich von diesem wunderbaren Lebensgefühl anstecken. Dazu die bunten Autos mit ihren verrückten Formen und Lackierungen, die Menschen, die man irgendwie für ihre Freude bewundert und die Sonne, die herunterbrennt, als gäbe es kein Morgen.

Ein roter Oldtimer steht am Straßenrand im Kuba
Bild von Noel Bauza auf Pixabay

Angekommen im Hotel lege ich mich erstmal augenblicklich an den Strand und genieße das frisch gegrillte Fleisch vom Grill, der ebenfalls am Strand ist. Ich genieße die Aussicht auf die Wellen, ich genieße die Aussicht auf das, was einen beruhigt. Musik in den Ohren, tolles Essen im Bauch und das Gefühl, endlich mal angekommen zu sein. Das Gefühl, endlich nicht mehr umherzuirren und mit jedem Abschluss tiefer in die Spirale reinzurutschen.

Es ist das Gedränge auf den Straßen, in den Gängen, was mich so verrückt macht. Es ist das Gedränge in der Cafeteria, obwohl doch alle etwas bekommen. Es ist die Aggressivität des Alltags, die hier irgendwie fehlt. Und genauso genieße ich auch meinen restlichen Urlaub noch. Die Anreise war anstrengend, auf gewisse Weise noch von den alltäglichen Strapazen eines braven Mannes beherrscht. Doch mit der Hitze hier, dem perfekt temperierten Meer und den kühlen Getränken ist das alles verschwunden. Einfach weggeblieben. Dieses betäubende Gefühl durfte irgendwie nicht aus dem Flugzeug aussteigen, das hat die Airline verhindert. Und ich bin ihnen unglaublich dankbar dafür.

Endlich muss ich mich mal nur um ich selbst kümmern, nicht mehr immer um alle anderen.

Hier bin ich Mensch, hier bin ich jetzt für drei Wochen ich.

Nur ich. Ohne jeglichen Stress.

Herrlich.

Eine Reise nach Kuba

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